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Beitrag vom 15.04.2008
The Long Blondes – Couples
Tatjana Zilg
Leadsängerin Kate Jackson beeindruckte das Konzertpublikum in Berlin schon einige Male. Auf dem zweiten Studioalbum beweist die fünfköpfige Band, dass sie das Zeug zum musikalischen Dauerbrenner...
... besitzt.
Im Herbst 2006 erschien ihre erste Single "Weekend Without Make Up" unter dem Dach von Rough Trade. Der Aufmerksamkeit von Publikum und Medien konnten sie sich schon zuvor sicher sein: Nach der Verleihung des NME Philip Hall Radar Award wurden The Long Blondes in der Presse von Guardian bis Vogue als die beste neue britische Band ohne Plattenvertrag gefeiert. In Deutschland war ihr Debut-Album "Someone To Drive You Home" ab November 2006 in den Läden erhältlich. Live überzeugten The Long Blondes unter anderem auf der Popkomm mit ihren extrem vorwärtsgerichteten, gitarrenlastigen Tracks, dem faszinierend lässigen Gesang von Kate Jackson und ihrer temperamentvollen Bühnenpräsenz.
Auf das Follow Up waren demzufolge große Erwartungen gerichtet. Inspiration suchten die Fünf aus Sheffield in der Beziehungsdynamik von Paaren: An einer Wand des Studios montierten sie Bilder von berühmten Duos. Dabei verließen sie sich nicht allein auf Ikonen aus der Musikgeschichte. Sie wählten Zweier-Kombinationen, die fernab des Mainstreams, aber mit hoher Publikumswirksamkeit, einen wichtigen Einfluss auf Kunst, Unterhaltungsmedien und populäre Musik nahmen. Während sie an den Songs zu "Couples" feilten, blickten sie unter anderem Gilbert And George, die seit den 60ern eine wichtige Vorreiter-Funktion in Performance- und Körper-Kunst innehaben, den Black Comedy–Talenten The Two Ronnies, deren BBC-Show Kultstatus erlangt hat, Ron und Russel Mael von den legendären Sparks sowie Basil und Sybil Fawltry, dem fiktiven Ehepaar aus der Soap "Ein verrücktes Hotel", in die Augen.
Bassistin Reenie Hollis erzählt: "Situations continually arose when we would look towards famous couples for inspiration, entertainment or enlightenment. It was either fate or the onset of cabin fever but ´Couples´seemed like the ideal title."
Direkten Bezug zu dem Studiowand-Blickfang nimmt der Song "The Couples". Der beschwingte Rock-Rhythmus unterlegt Assoziationen zum Charisma der Paare. Der musikalische Stil knüpft deutlich an die Songs des Debuts an: Eine eingängige Rock-Hookline trifft auf einen explosiven Beat, der die angenehm klare, kraftvoll über die E-Gitarren-Akkorde dahintänzelnde Stimme von Kate in einem spannungsgeladenen Tempo vorantreibt.
Der Album-Opener "Century" dagegen wird ungewohnt in den Ohren derer erklingen, die sich noch gut an "Seperated By Motorways" oder "Weekend Without Makeup" erinnern. Der starke Einbezug von Synthesizer-Klängen, die sich in einer glam-rockigen Attitüde mit E-Gitarren und Percussion verknüpfen, ermuntert zum Vergleich mit den New Yorkern Blonde Redhead. Kate zeigt, dass ihre Stimme weitaus mehr kann als bisher bekannt und schwebt in kristalline Höhen, um von dort wieder in markanten Rock-Gesang zurückzukehren. Zum Album-Highlight avancieren könnte auch "Rock The Hairpin", das von hypnotischen Basslinien beherrscht wird und mit einem rauchig-tiefen Gesang in den Bann zieht.
Weiterhören: Blonde Redhead und Pristine.
The Long Blondes im Netz: www.thelongblondes.co.uk und auf Myspace.
AVIVA-Tipp: Waren beim Debut der erfrischende Esprit und die einnehmende Lebendigkeit für den Erfolg ausschlaggebend, verdient sich das Follow Up mit erhöhter Vielseitigkeit und einer konzeptuellen Strategie seine Beachtung. Und schon zeigt sich erste Begeisterung bei den Medien: Von MTVU wurden sie kurz nach dem Release zur "House Band Of The Week" ernannt.
The Long Blondes
Couples
Label: Rough Trade, VÖ April 2008